Interview mit Oberbürgermeister Thomas Ebersberger zur „KarriereRegion“

In herausfordernden Zeiten hat Thomas Ebersberger das Amt des Bayreuther Oberbürgermeisters übernommen. Im Interview schätzt er die aktuelle Lage der Bayreuther Wirtschaft ein – und erläutert, wie die Stadt den Standort weiter stärken will.

Sie haben Ihre Amtszeit in einer historischen Ausnahmesituation – mitten in der Corona-Krise – begonnen. Wie schätzen Sie die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für Bayreuth ein?

Thomas Ebersberger: Nach aktuellen Umfragen etwa der IHK für Oberfranken erwarten rund 80 Prozent der Unternehmen für das Jahr 2020 einen Umsatzrückgang, jedes dritte Unternehmen rechnet mit einem Personalabbau. Deutlich erkennbar ist die nachlassende wirtschaftliche Dynamik, die in den letzten Jahren unseren Wirtschaftsstandort ausgezeichnet hat, auch in der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Die größten Probleme haben dabei Handel, Gastgewerbe und verarbeitendes Gewerbe. All dies zeigt mehr als deutlich, wie stark die Corona-Pandemie unsere Wirtschaft trifft. Dennoch: Die Bayreuther Wirtschaft ist breit aufgestellt, unser Standort – insbesondere auch aufgrund der Universität und der ansässigen Forschungsinstitute – hat großes Zukunftspotenzial, das uns nach dieser Krise auch wieder wirtschaftlichen Erfolg bringen wird.

Welche Bedeutung hat für die Stadt und Sie persönlich die heimische Wirtschaft?

Thomas Ebersberger: Bayreuth ist ein starker Wirtschaftsstandort, hinter dem starke Betriebe und erfolgreiche Unternehmer/innen stehen. Mit rund 48.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben wir in den letzten Monaten einen neuen Höchststand erreicht und auch das ist in erster Linie unseren erfolgreichen Wirtschaftsakteuren zu verdanken. Unser Wirtschaftsstandort ist das Rückgrat für eine positive Stadtentwicklung und für die Attraktivität, die Bayreuth als Wohn-, Lebens- und Arbeitsstandort ausstrahlt.

Wie beurteilen Sie die Qualität des Standortes Bayreuth und seine Strahlkraft nach außen?

Thomas Ebersberger: Dank der Richard-Wagner-Festspiele und des UNESCO-Welterbes Markgräfliches Opernhaus ist Bayreuth weltberühmt. Die Stadt hat inzwischen eine hohe Anziehungskraft für Besucher aus dem In- und Ausland. Auch die Universität Bayreuth hat sich ein hervorragendes Image erarbeitet. Mit ihrer interdisziplinären Ausrichtung setzt sie international Maßstäbe, sei es bei den mittlerweile über 13.000 Studierenden oder bei hervorragendem Forschungspersonal. Bayreuth wird daher immer öfter gegenüber anderen Hochschulstandorten der Vorzug gegeben. Mit unserer neuen Standortkampagne „Bayreuth – Bühne für Karriere“ wollen wir eine weitere Stärke Bayreuths nach vorne bringen: den Wirtschaftsstandort Bayreuth mit seinen innovativen Unternehmen, einer sehr guten Infrastruktur, Spitzenleistungen in Forschung und Entwicklung sowie mit hochqualifizierten Mitarbeitern, die hier am Standort hervorragend ausgebildet werden.

Was kann die Stadt konkret tun, um Bestandsunternehmen zu unterstützen und neue Unternehmen anzusiedeln?

Thomas Ebersberger: Sowohl für bestehende als auch für neue Unternehmen sind attraktive Rahmenbedingungen wichtig. Die Stadt unterstützt expandierende Betriebe bei ihren Erweiterungsprojekten. Sie entwickelt aber auch Strukturprojekte wie das geplante Gründer- und Innovationszentrum. Diese Einrichtung soll für bestehende wie für neue Unternehmen neben attraktiven Flächen auch ein breites Dienstleistungsangebot zur Stärkung des Innovations- und Technologiepotenzials in unserer Region anbieten. Zusammen mit weiteren Impulsgebern wie der Universität oder den Forschungsinstituten wollen wir dieses Potenzial überregional vermarkten und neue Unternehmen auf den Standort Bayreuth aufmerksam machen.

Die Suche nach Fachkräften ist eine der großen Herausforderungen. Gibt es bereits Konzepte, wie Mitarbeiter/innen an den Standort gebunden und neue für Bayreuth begeistert werden können?

Thomas Ebersberger:  Wir waren hierbei in der Vergangenheit ja schon recht erfolgreich. Bayreuth hatte noch nie so viele sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wie aktuell. Die Suche nach Fachkräften wird aber weiterhin von Unternehmen unisono als eine der wichtigsten Herausforderungen gesehen. Daran wird auch die Corona-Krise langfristig nichts ändern. Wenngleich die Mitarbeiter-Akquise zunächst Aufgabe der Unternehmen selbst ist, kann Bayreuth doch gute Rahmenbedingungen setzen. Mit dem neuen Standortmarketing „Bayreuth – Bühne für Karriere“ werden wir künftig gezielt in den wichtigsten Städten und Hochschulstandorten in Süddeutschland für Bayreuth werben. Über unseren Welcome-Service bekommen interessierte Fachkräfte dann die kompetente Beratung. Aber auch vor Ort werden wir mit unserer Wirtschaftsförderung und der Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH zahlreiche Aktivitäten starten, um neue Mitarbeiter schnell in Bayreuth einzubinden. Wir dürfen darüber hinaus aber auch die Bindung derjenigen an den Standort nicht vernachlässigen, die schon in Bayreuth wohnen und hier arbeiten. Mit der Modernisierung und Digitalisierung unserer Schulen – um nur ein Beispiel zu nennen – sichern wir die hohe Qualität der Ausbildung hier vor Ort. Mit dem Medizincampus Oberfranken erweitern wir die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in unserer Stadt. Um Uni-Absolventen eine Zukunft in Bayreuth aufzuzeigen ist das regionale Innovations- und Gründerzentrum ein wichtiger Baustein, damit innovative Geschäftsideen künftig noch stärker in Bayreuth entstehen.

Die Universität hat sich auf die Fahnen geschrieben, Unternehmertum zu fördern. Wie können Gründerinnen und Gründer Ihrer Meinung nach wirkungsvoll unterstützt werden?

Thomas Ebersberger: Die Stadt Bayreuth bietet zusammen mit dem Landratsamt und der Industrie- und Handelskammer regelmäßig Existenzgründerberatungen und -veranstaltungen an. Ergänzt wird dieses Angebot durch zusätzliche Beratung im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Daneben werden Gründer beim Schritt in die Selbständigkeit durch die Vermittlung von Räumlichkeiten, Kooperationspartnern und Netzwerken unterstützen.

Die Vernetzung von Städten mit ihrem Umland gewinnt immer höhere Bedeutung. Welche Akzente möchten Sie hier setzen?

Thomas Ebersberger: Stadt und Landkreis Bayreuth sind durch ein gemeinsames Regionalmanagement bereits gut vernetzt. In verschiedenen Handlungsfeldern werden gemeinsame Projekte und Förderprogramme umgesetzt. Für die Gewerbeflächen gibt es für die Stadt und den Landkreis Bayreuth ein gemeinsames Gewerbeflächenportal im Internet, über das die Region gemeinsam vermarktet wird. Ich möchte diese Ansätze weiter vertiefen. Nur wenn wir uns als gemeinsamen Wirtschaftsraum definieren und diesen gemeinsam weiterentwickeln, werden wir langfristig erfolgreich sein.

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