Der Landkreis Bayreuth hat die Wirtschaftsförderung neu aufgestellt
Im Interview sprechen Landrat Florian Wiedemann und Wirtschaftsförderin Jana-Lisa Mönch über die Situation in der Region und die Unterstützung für die Wirtschaft durch die neu strukturierte Wirtschaftsförderung.
Wie sehen Sie die aktuelle wirtschaftliche Situation im Landkreis Bayreuth?
Florian Wiedemann: Wie in allen Regionen in Deutschland geht auch die aktuelle Situation nicht spurlos an der Wirtschaft im Landkreis Bayreuth vorüber. Wir haben einige Branchen, beispielsweise Hotellerie und Gastronomie, die ganz besonders betroffen sind. Aber insgesamt ist unsere Region so vielfältig aufgestellt, dass wir insgesamt gut mit der Situation umgehen können. Gerade unsere kleinen und mittelständischen Betriebe sind kreativ und flexibel genug, um auf eine solche Herausforderung zu reagieren.
Es ist aber ja nicht die Corona- Pandemie allein, die der Wirtschaft Sorgen bereitet.
Florian Wiedemann: Ganz richtig. Auch in unserer Region schlägt der Fachkräftemangel jetzt voll durch. Das macht uns Sorgen und lässt uns noch intensiver mit der Frage beschäftigen: Wie können wir den Standort noch attraktiver machen, um junge Fachkräfte in der Region zu halten oder sie sogar aus anderen Regionen anzulocken?
Neben dem Fachkräftemangel werden auch die Rohstoffsituation und die stetig steigenden Energiekosten zunehmend zu einem Problem für die Unternehmen.
Welche Standortfaktoren zeichnen den Standort Bayreuth denn aus?
Florian Wiedemann: Es ist natürlich unsere zentrale Lage zwischen München und Berlin, aber auch zwischen Frankfurt und Prag. Dazu kommt eine sehr gute Verkehrsanbindung in alle deutschen Regionen – und selbst bei der Bahn ist der Landkreis mit zwei Knotenpunkten in Pegnitz und Kirchenlaibach zumindest in der Verbindung Richtung Nürnberg sehr gut aufgestellt.
Trotz der zentralen Lage ist aber das Preisniveau bei uns noch erschwinglicher als in anderen Regionen. Das gilt sowohl für Grundstücke als auch für die Lebenshaltungskosten – insbesondere im Vergleich mit anderen Metropolregionen. Und schließlich bietet unsere Region ein großes Potenzial an gut ausgebildeten jungen Menschen durch unsere Berufsschulen, Fachschulen, die Universität Bayreuth und die Fraunhofer-Institute.
Angesichts dieser Faktoren – insbesondere in Verbindung mit unseren herrlichen Naturräumen Fränkische Schweiz und Fichtelgebirge sowie dem hohen Freizeitwert – ist der Landkreis Bayreuth sowohl für Unternehmen als auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine gute Wahl.
Die Wirtschaft in der Region braucht aber auch Unterstützung. Wie wollen Sie die Wirtschaftsförderung im Landratsamt künftig aufbauen?
Florian Wiedemann: Wir haben die Wirtschaftsförderung neu aufgestellt – sowohl von der personellen Seite mit Jana-Lisa Mönch als Wirtschaftsförderin als auch strukturell. Unser Ziel ist es, mit den Unternehmen in der Region in engem Kontakt zu bleiben und sie mit Beratungsleistungen zu unterstützen. Ein bisschen sehen wir uns als großen Netzwerkknoten, an den sich jeder andocken kann, darf und soll.
Was sind denn die ersten Umsetzungs- und Handlungsschritte?
Jana-Lisa Mönch: Wir wollen über die reine Beratungsleistung zusätzliche Werkzeuge entwickeln, um die Unternehmen zu unterstützen. Dazu gehört beispielsweise eine landkreisweite Datenbank, in der sich die Unternehmen kostenlos darstellen und auch Ausbildungsplätze anbieten können. Viele Unternehmen sind wahre Hidden Champions und leider nur wenigen bekannt. Das wollen wir ändern.
Für die Neubürger und die Gewinnung von Fachkräften werden wir die Unternehmen bei der Einbindung unterstützen und erarbeiten aktuell eine Neubürgerbroschüre. Wir sehen die Wirtschaftsförderung als Dienstleister und Partner für die Unternehmen und wollen ihnen einen Mehrwert bieten.
Geplant ist auch eine Veranstaltungsreihe für Gründer und etablierte Unternehmen, bei denen Unternehmer Informationen bekommen und sich austauschen können. Gerade für den Bereich Gründungen und Start-ups sind solche Veranstaltungen enorm wichtig.
Darüber hinaus entsteht eine Webseite für Unternehmen als zentrales Drehkreuz, als Wegweiser für Ratschläge und Informationen.
Wie reagieren die Unternehmen auf diese Aktivitäten?
Florian Wiedemann: Sehr positiv. Die Unternehmer freuen sich, einen Ansprechpartner zu haben. In der Vergangenheit waren wir da etwas zu passiv – jetzt wollen wir aktiver nach außen gehen und etablierte Unternehmer, aber auch Interessierte für unsere Region ansprechen und begeistern.
Jana-Lisa Mönch: Wir freuen uns auf den Austausch – sowohl mit den Unternehmerinnen und Unternehmern als auch mit den Verantwortlichen in den Kommunen. Es ist uns ein großes Anliegen gemeinsam mit ihnen die Herausforderungen zu meistern, die Interessen zu bündeln und bei Bedarf diese auch auf höherer Ebene zu platzieren.