Wie sich der Klimawandel auf unsere Gesundheit auswirkt:

Ein Interview mit Prof. Dr. med. Jana Jünger vom M.A. Umwelt, Klima und Gesundheit

Ab Herbst 2023 bietet die Campus-Akademie der Universität Bayreuth einen Postgraduierten-Studiengang im Spannungsfeld von Umwelt, Klima und Gesundheit an. Im Interview erläutert Prof. Dr. med. Jana Jünger die Hintergrunde und Perspektiven des Studiengangs.

1. Umwelt, Klima und Gesundheit sind drei der großen Themen unserer Zeit. Wie hängen diese zusammen?

Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit ist die größte Herausforderung für das Wohlergehen der Bevölkerung und des Planeten. Politische Entscheidungen zur Gestaltung von Land- und Forstwirtschaft, Städtebau, Regional- und Mobilitätsplanung, Wasserwirtschaft und Bildungswesen beeinflussen die Gestaltung der Lebensumwelt und die Gesundheit der Bevölkerung. Klimawandel und seine Folgen erfordern bereits jetzt Anpassungsvorgänge in allen Lebenswelten.

 

Campus-Akademie Prof. Dr. med. Jana Juenger
Dr. med. Jana Jünger,
Studiengangsmoderatorin des M.A. Umwelt, Klima und Gesundheit

1. Umwelt, Klima und Gesundheit sind drei der großen Themen unserer Zeit. Wie hängen diese zusammen?

2. Können Sie Beispiele für diesen Zusammenhang nennen?

Die WHO schätzt, dass jedes Jahr fast 25 Prozent der weltweiten Todesfälle auf Umweltursachen zurückzuführen sind und vermieden werden könnten. Für den Bereich der Krebserkrankungen wissen wir heute, dass mehr als ein Drittel der 440.000 Neuerkrankungen in Deutschland Risikofaktoren wie Übergewicht, körperliche Inaktivität, Rauchen und schlechte Ernährung zurückzuführen sind. Maßnahmen zur Lebensstiländerung werden jedoch trotz ihres Nutzens zu gering in Anspruch genommen. Eine gesündere, regionale und umweltverträglich erzeugte Ernährung verbessert auf vielfältige Weise die Lebensqualität und Lebensdauer der Menschen, reduziert Schadstoffaufkommen im Boden, reduziert CO2-Ausstoß, schont Trinkwasser und vermeidet Erosion und beachtet nachhaltige Lieferketten und adäquate Arbeitsstandards. Aber auch landschaftsgestaltende Maßnahmen, wie die Erhöhung von Grünflächen, bewirken eine CO2-Reduktion in der Luft und senken simultan durch Verschattungen hitzebedingte Gesundheitsschäden.

3. Warum braucht man dazu einen Studiengang? Welche Idee steckt dahinter?

Wir verfügen heute über ein umfangreiches Wissen zum Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Gesundheit. Zahlreiche Initiativen zielen auf die Gewinnung von Forschungsergebnissen, die Entwicklung von Handlungsplänen und Empfehlungen. Häufig sind das jedoch parallele Aktivitäten, die nur teilweise aufeinander abgestimmt sind, und die Umsetzung in konkrete Maßnahmen ist dann schwierig. So kommt es vor, dass Kinder in ihrer Schule das Thema gesunde Ernährung im Unterricht bearbeiten, aber in ihrer Schulmensa nur weittransportierte und wenig gesunde Mahlzeiten angeboten werden. Von verschiedenen Seiten wird die Aufnahme der Themen Klima, Umwelt und Gesundheit in die Aus-, Weiter- und Fortbildung in allen Bereichen dringend angemahnt. Bisher ist aber der Abgleich und die Abstimmung der Inhalte in Aus-, Weiter-, und Fortbildung zu Umwelt, Klima, und Gesundheit zwischen Gesundheitsfachberufen, naturwissenschaftlichen Berufen und der Sozialwissenschaften nicht geleistet.

4. Wer ist die Zielgruppe für das Studium?

Das Studium richtet sich an alle Führungspersonen und Multiplikatoren in natur- und sozialwissenschaftlichen sowie Gesundheitsberufen, die Projekte zum Thema Umwelt, Klima und Gesundheit interdisziplinär umsetzen wollen und die das Thema in den jeweiligen Professionen verankern wollen. Bewusst werden verschiedene Akteur*innen angesprochen, die schon einige Zeit in ihrer Profession tätig sind, sich mit den Themen Umwelt, Klima und Gesundheit beschäftigen und gemeinsam mit anderen engagierten Personen transformatives Handeln in ihrer eigenen Institution voranbringen wollen.

Campus-Akadmie Klimawandel
Umwelt, Klima und Gesundheit hängen eng zusammen. Foto: unsplash.com

5. Das Studium ist auch sehr praktisch und anschaulich aufgebaut. Warum?

Das Wissen zu den Wechselwirkungen von Umweltveränderungen, Klimawandel und Gesundheit ist mittlerweile überall verfügbar. Entscheidend ist jedoch, dieses Wissen in Handlungskompetenz zu transferieren und in konkreten Maßnahmen anzuwenden. Dazu üben die Studierenden, eigene Projekte zu planen, zu implementieren und zu evaluieren. Gleichzeitig lernen sie von den Projekten anderer Teilnehmender und beraten sich wechselseitig. Die Stärke, die aus der interdisziplinären Gruppe aus unterschiedlichsten Berufskontexten kommt, wird für die jeweiligen Projekte der Teilnehmenden sowie für gemeinsame Projekte genutzt.

6. Was sollen die Absolvierenden aus dem Studium mitnehmen?

Die Absolvierenden sollen am Ende des Studiums „ihr“ Transformationsprojekt im Bereich Umwelt, Klima und Gesundheit, das sie entwickelt haben, erfolgreich abgeschlossen haben. Dabei haben sie durch die Beratung und den Austausch mit anderen Berufsgruppen analysiert, welche Hemmnisse für die Umsetzung eines Projekts bestehen und vor allem, wie diese erfolgreich bewältigt werden können. Der Studiengang ist modular aufgebaut, sodass die Teilnehmenden an den verschiedenen Modulstandorten über Exkursionen und Erkundigungen weitere Best Practice-Beispiele mit allen Herausforderungen konkret erleben.

Gleichzeitig wird über den Studiengang und gemeinsam mit den Teilnehmenden ein Expert*innennetzwerk aufgebaut, das bei zukünftigen Aufgaben genutzt werden kann. Die Absolvierenden haben somit konkrete Handlungskompetenz, wissen, wo sie notwendiges Wissen akquirieren können und sind Teil eines Expert*innennetzwerks.

7. Wann startet der Studiengang? Welche Voraussetzungen und Konditionen gibt es?

Der Studiengang startet im Wintersemester 2023/24 und ist offen für alle Multiplikator*innen und Führungspersonen aus den verschiedensten Studienfächern, die die Themen Umwelt, Klima und Gesundheit durch konkrete Projekte voranbringen wollen.

Genauere Informationen finden Interessierte dazu unter www.campus-akademie.uni-bayreuth.de/de/studiengaenge/ma-umwelt-klima-gesundheit/index.html.

Der Studiengang ist gebührenpflichtig. Teilnehmende, die sich mit einem wichtigen Transformationsprojekt bewerben, können über die Stiftung Mercator Stipendien erhalten.

Kontakt:

Campus-Akademie für Weiterbildung
Universität Bayreuth

Universitätsstraße 30
95440 Bayreuth
Telefon: 0921/ 55-7308
www.campus-akademie.de

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